SVANTOVIT-FEST AUF RÜGEN
Im 7. Jahrhundert, während der Völkerwanderung, suchten die slawischen Stämme nach einer neuen Heimat, da in der ursprünglichen Heimat zu viele Menschen lebten. Einige siedelten sich entlang der Ostseeküste an. Unter ihnen waren die Ranen, die die Hauptstadt Arkona auf der sich im heutigen Deutschland befindenden Insel Rügen gründeten. Arkona war damals ein wichtiges mystisches Zentrum für das gesamte slawische Volk. In den Herbstmonaten fanden hier Feste zu Ehren des Gottes Svantovit statt, bei denen die Priester für die Ernte dankten und die Zukunft prophezeiten.
Das zentrale Motiv des Bildes ist das Herbstfest in Arkona, das einen Zug von Priestern darstellt, die einen zu opfernden Stier führen.
Alfons Mucha erzeugt in dem Bild eine Illusion eines 3D-Effekts, mit dem er die unheilvolle Zukunft des Ranen-Stammes ausdrückt. Im Jahr 1168 unternahm der dänische König Waldemar einen Kreuzzug gegen die Ostsee-Slawen. Seine Truppen eroberten Arkona, zerstörten den Tempel und verbrannten die Statue des Gottes Svantovit. In der linken oberen Ecke wird die Eroberung Arkonas durch den germanischen Kriegsgott Wödan symbolisiert, der von heiligen Wölfen begleitet wird. In der Mitte des oberen Bildbereiches sind zwei der vier Gesichter des slawischen Gottes Svantovit zu sehen, der nach dem Schwert des letzten slawischen Kriegers, auf einem weißen Pferd sterbend, greift. Eine Gruppe gefangener Menschen symbolisiert die slawischen Völker, die den Germanen unterworfen wurden.
Im unteren Teil des Bildes sind drei Gruppen von Figuren abgebildet, die die Zukunft der baltischen Slawen repräsentieren. Rechts ein junger Holzschnitzer mit der zuschauenden Mutter, der einen neuen Gott als Ersatz für die zerstörte Statue von Svantovit erschafft. In der Mitte erwarten eine Mutter mit Kind das letzte Zeichen der Hoffnung, während die alte Frau links den Untergang der baltischen Slawen symbolisiert.